Archiv für den Monat: Mai 2013

Hypnose bei Heuschnupfen

Michael Teut

Die Selbstypnose bietet eine sehr interessante Möglichkeit der medikamentenfreien Selbstbehandlung bei Heuschnupfen. Durch erreichen einer Tiefenentspannung (Trance) und gezielter Suggestion ist es möglich, die Durchblutung der Schleimhäute der Nase zu regulieren und so eine Abschwellung mit Linderung der Symptome zu erreichen. Auch werden Symptome häufig weniger belastend erlebt.

Die Hypnose beruht darauf, dass Sie sich in der Trance aktiv an angenehme und symptomfreie Zustände erinnern, in denen Sie freie Atmung, frische Luft und klare Sicht genießen konnten. Im Zustand der Tiefenentspannung wird ein solcher Moment rückerinnert und genießend in der Phantasie nacherlebt und verstärkt. Das Gehirn erlebt die Fantasie quasi als real und reguliert die Durchblutung der Nasenschleimhäute, die Symptome werden gelindert.

Selbsthypnose können Sie einfach erlernen und anwenden. Je häufiger Sie die Übungen wiederholen, desto wirksamer wird die Therapie. Eine Selbsthypnose für Heuschnupfen dauert etwa 5-10 Minuten.

Um Ihnen das Lernen von Hypnose zu erleichtern, können Sie die folgende schriftlichen Anleitung nutzen:

Die Selbsthypnose wird folgendermaßen durchgeführt:

1. Suchen Sie sich einen ruhigen und bequemen Platz und setzen Sie sich bequem hin.

2. Schließen Sie nun die Augen.

3. Richten Sie Ihr Bewusstsein auf die Füße, nehmen Sie den Kontakt der Fußsohlen zum Boden wahr. Richten Sie dann Ihr Bewusstsein auf den Kontakt Ihrer Beine und Ihres Gesäßes zur Sitzfläche. Wenn Sie Geräusche hören, lassen Sie diese einfach kommen und Gehen, wie Wolken am Himmel, halten Sie nicht fest.

4. Nehmen Sie nun Ihre natürliche Atmung wahr, folgen Sie dem natürlichen Rhythmus Ihrer Atmung. Schon jetzt können Sie beobachten, wie Sie sich zunehmend entspannen.

5. Zählen Sie jetzt langsam von 10 nach 0 herunter, am besten mit jedem Ausatemzug eine Zahl. Dabei merken Sie, wie sie langsam, Stück für Stück, in einen immer tieferen Zustand der Entspannung versinken: 10 – 9 – 8 – 7 – 6 – 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – 0.

6. Wenn Sie bei 0 angekommen sind, stellen Sie sich jetzt vor, an einem Ort, in Ihrer Erinnerung oder Fantasie, zu sein, an dem Sie sich vollständig wohlfühlen, an dem Sie eine vollständig freie Atmung, eine freie Nase und klare Sicht genießen können.

7. Genießen Sie nun einige Minuten das Gefühl, mit freier Nase frische Luft zu atmen und genießen Sie den Anblick mit klarer Sicht.

8. Jederzeit können Sie an diesen Ort zurückkehren um freie Atmung und klare Sicht zu genießen. Nehmen Sie diesen angenehmen Zustand und die Erinnerung mit in Ihren Alltag.

9. Zählen Sie nun langsam, mit jedem Atemzug, von 0 bis 10. Werden Sie mit jedem Schritt, Zahl für Zahl, wacher, bis Sie bei 10 wieder frisch und erholt im Hier und Jetzt angekommen sind. 0 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 – 10.

10. Strecken und recken Sie sich, werden Sie wieder wach. Öffnen Sie die Augen und bewegen Sie sich.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem ebook „Selbsthilfe bei Heuschnupfen“. Das Buch bietet auch eine Hypnose-Audiodatei zum Download und neben Infos zu Schulmedizin, Homöopathie und Pflanzenheilkunde auch einen Abschnitt zur Selbstakupressur. 

Wissenschaftlicher Hintergrund: Langewitz W, Izakovic J, Wyler J, Schindler C, Kiss A, Bircher AJ. Effect of self-hypnosis on hay fever symptoms – a randomised controlled intervention study. Psychother Psychosom. 2005;74(3):165-72.

Möglichkeiten der Naturheilkunde bei Demenzen

Michael Teut

Der demographische Wandel ist in aller Munde.

Es wird befürchtet, dass durch die zunehmende Überalterung der Gesellschaft sich innerhalb der nächsten Jahrzehnte die Anzahl hochbetagter Senioren mit dementiellen Erkrankungen (derzeit 1,2 Millionen Betroffene) in Deutschland verdoppeln wird.

Für die Mehrzahl aller demenziellen Erkrankungen, allen voran die Alzheimer-Demenz, gibt es keine kausalen Therapiemöglichkeiten. Die bisher zugelassenen Medikamente zur Demenzbehandlung haben meist nur kleine Effekte auf Gedächtnis, Orientierungs und Alltagsfähigkeit, die auch nicht allzu lange anhalten. Gibt es hier Möglichkeiten aus der Naturheilkunde?

Eine Rechereche der Forschungsliteratur zeigt interessante Entwicklungen auf:

Derzeit am interessantesten ist der Wirkstoff Huperzin A, der aus der asiatischen Pflanze Huperzia serrata gewonnen wurde. Die Substanz ist eine Acetylcholinesterase-Inhibitor und zeigte in einer  Studie von 2011, die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, nach 11 und 16 Wochen eine Wirksamkeit auf das Gedächtnis bei einer Dosis von 400 mcg im Vergleich mit Placebo.

Ginkgo biloba ist in Deutschland als pflanzenheilkundliches Medikament zugelassen. Hierzu liegen in der Summe widersprüchliche Forschungsergebnisse vor. Es wird jedoch derzeit von den gesetzlichen Krankenkassen bei Patienten mit Demenz erstattet. Die Einnahme hilft offensichtlich aber nicht vorbeugend, wie mehrere Studien (Studie1 / Studie 2) gezeigt haben.

In Kräuterbüchern der Renaissance, z.B. bei Tabernaemontanus, werden immer wieder Pflanzen mit ätherischen Ölen aus der Familie der Lippenblütler zur Gedächtnisstärkung empfohlen. Tatsächlich zeigen einige kleine Pilotstudien eine Wirksamkeit von Melissentinktur und Salbeitinktur auf. Diese Studien wurden jedoch bislang leider nicht unabhängig wiederholt.

Eine Reihe von chinesischen oder japanischen Kräutermixturen zeigte ebenfalls in kleineren Studien Effekte, allerdings sind die Mischungen in Europa nur schwer erhältlich.

Zur Wirksamkeit der Homöopathie bei Demenz wurde bislang nicht geforscht.

Wie sieht es mit nichtmedikamentösen Verfahren aus?

Vorsichtig positiv bewertet wird insgesamt die Musiktherapie, z.B. zur Behandlung von Unruhezuständen. Bewegung und Sport wird häufig von Experten empfohlen, ist aber bislang in Bezug auf die Zielkriterien Gedächtnis, Orientierung und Alltagsfähigkeit nur unzureichend untersucht, gleiches gilt auch für die Massage.

Zur therapeutischen oder vorbeugenden Wirkung von Ernährung gibt es viele Querschnittsuntersuchungen, allerdings nur wenige Studien, die prospektiv und mit geeigneten Kontrollgruppen untersuchen, ob es tatsächlich einen Effekt gibt und wie hoch dieser ist.

Übersichtsliteratur:

  • Perry E et al.: Medicinal plants and dementia therapy: Herbal hopes for brain ageing? CNS Neuroscience & Therapeutics 2011; 17: 683-698
  • Howes MJ et al.: The role of phytochemicals in the treatment of dementia. Drugs Ageing 2011; 28: 439-468
  • Adams M et al.: Plants traditionally used in age related brain disorders – A survey of ethnobotanical literature. J Ethnopharmacol 2007; 113: 363-381
  • Kennedy DO et al.: The psychopharmacology of european herbs with cognition enhancing properties. Current Pharmceutical Design 2006; 12: 4613-4623
  • Olazara J et al.: Nonpharmacological therapies in Alzheimer Disease: a systematic review of efficacy. Dement Geriatr Cogn Disord 2010; 30: 161-178
  • Potter R et al.: A systematic review of the effects of physical activity on physical functioning, quality of life and depression in older people with dementia. Int J Ger Psychiatry 2011; 26: 1000-1011
  • Fratiglioni L et al.: Brain aging: lessons from community studies. Nutrition Reviews 201; 68 (Supll2): 119-127
  • Dementia Cochrane Group: www.dementia.cochrane.org