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Das Rauchen hinter sich lassen – aber wie?

Dr. med. Michael Teut

Aktuell: Interview zur Rauchentwöhnung

Fit und Gesund – Deutsche Welle

Rauchen

Rauchen hat zweifellos angenehme Eigenschaften: Es ist für viele Menschen ein starkes Genusserlebnis, führt zu Entspannung, steigert die Geselligkeit und hilft, Konzentration und Leistungsfähigkeit zu steigern.  Vermittelt werden diese Effekte einerseits durch die biologische Wirkungen von Nikotin im Organismus, verstärkt werden die Effekte aber auch durch konditionierte Rituale wie z.B. die Kaffeepausen, das gesellige Rauchertreffen und andere.

Eigentlich klingt das sogar ganz attraktiv – wären da nicht die negativen Seiten: Jedes Jahr sterben in Deutschland 110.000 – 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, insbesondere durch Herz-Kreislauf-, Lungen- und Krebserkrankungen. Weltweit sind es 10 %  Rauchtote, das soll einer Situation entsprechen, in der jede Stunde ein Jumbo-Jet abstürzen würde!

Rauchentwöhnung

Für diejenigen, die ernsthaft aufhören möchten, gibt es heute einen ganzen Werkzeugkoffer voller Hilfsmittel, um erfolgreich das Rauchen hinter sich lassen und sich anderen Zielen im Leben zuzuwenden.

Welche Hilfsmittel können Sie zur Entwöhnung für sich nutzen?

Wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zeigen heute, dass eine Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung die besten Ergebnisse bringt. Dabei kann die 1-Jahres-Erfolgsquote auf über 30 % gesteigert werden, ohne die Nutzung diese Hilfsmittel liegt die Erfolgsquoten deutlich niedriger.

Verhaltenstherapie und Hypnose

Ein Verhaltenstherapeut bereitet mit Ihnen die Entwöhnung vor, indem Sie für sich eine starke Entschlossenheit zum Aufhören entwickeln (Motivation), trainiert mit Ihnen Entspannungstechniken um Entzugssymptome zu lindern und unterstützt Sie darin, wirkungsvolle Strategien zu entwickeln, wie Sie langfristig Nichtraucher bleiben und mit schwierigen Situationen umgehen können. Bei Rückfällen hilft er beim erneuten Start. Die Entwöhnungsbehandlung durch Hypnose/Hypnotherapie kann als eine Spezialform der Verhaltenstherapie verstanden werden, in der Sie Verhaltensänderungen im Bewusstseinszustand der Trance einüben und verankern. Die Wirksamkeit der Verhaltenstherapie ist wissenschaftlich belegt, zur Wirksamkeit der Hypnose liegen neuerdings ebenfalls positive Studien vor.

Medikamente

Unterstützende Medikamente können die Entwöhnungsphase mit Entzugssymptomen lindern und das Verlangen nach Zigaretten mildern. Ideal wirken Medikamente in Kombination mit der Verhaltenstherapie. Am häufigsten werden Nikotinpflaster (langfristige Anhebung des Nikotinspiegels) und Nikotinkaugummis (kurzfristige Anhebung des Nikotinspiegels) angewendet, alternativ auch Tabletten oder Sprays). Die Therapie wird über 2-3 Monate begleitend durchgeführt. Mehr als hundert Studien belegen eine Verbesserung der Erfolgsquote durch Nikotinersatztherapie. Allerdings können Magenbeschwerden als Nebenwirkung auftreten. Neuere Medikamente, die unterstützend angewendet werden, sind Vareniclin, ein Medikament, das ebenfalls Nikotinrezeptoren stimuliert (Therapie über 11 Wochen) oder das atypische Antidepressivum Bupropion (Therapie über 8 Wochen). Die Wirksamkeit bzw. die Risiken von E-Zigaretten sind bislang nicht zureichend untersucht, um Empfehlungen oder Warnungen auszusprechen.

Naturheilkunde

Von allen naturheilkundlichen Maßnahmen liegen positive Ergebnisse aus 6 randomisierten Studien (823 Patienten) für begleitende Akupunktur vor, die Entzugssymptome lindern und die Erfolgsquote erhöhen kann.

 Was tun?

Am besten ist es, an einem Programm zur Rauchentwöhnung teilzunehmen, das psychologische Therapie und medikamentöse Hilfen kombiniert. Dies kann in einer Einzeltherapie oder in einer Gruppentherapie erfolgen. Die gesetzlichen Krankenversicherungen bezuschussen Gruppentherapie-Programme zur Rauchentwöhnung.

Links

In unserer Ambulanz bieten wir Gruppentherapien (Bezuschussung durch Krankenkassen) und Einzeltherapien (Privatleistung) zur Rauchentwöhnung an.

http://www.hochschulambulanz-naturheilkunde.de/

Informationen zu Rauchentwöhnungskursen erhalten Sie auch z.B. über Ihre Krankenkasse.

Ausgewählte Literatur

Bölcskei PL, Davis-Wagner P, Grundnig J, Pommer P. [Current approaches to smoking cessation]. Dtsch Med Wochenschr. 2013 Apr;138(17):902-7. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23592348?report=docsum&format=text

Stead LF, Lancaster T. Combined pharmacotherapy and behavioural interventions  for smoking cessation. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Oct 17;10:CD008286. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23076944

Tahiri M, Mottillo S, Joseph L, Pilote L, Eisenberg MJ. Alternative smoking cessation aids: a meta-analysis of randomized controlled trials. Am J Med. 2012 Jun;125(6):576-84. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22502956

Hasan FM, Zagarins SE, Pischke KM, Saiyed S, Bettencourt AM, Beal L, Macys D, Aurora S, McCleary N. Hypnotherapy is more effective than nicotine replacement therapy for smoking cessation. Results of a randomized controlled. Complement Ther Med 2014; Epub ahead of print http://www.complementarytherapiesinmedicine.com/article/S0965-2299%2813%2900210-0/abstract