Archiv für den Monat: Juli 2013

Schröpfen bei Kniegelenksarthrose

schroepfen_knie

Michael Teut

Das Schröpfen ist eine der ältesten bekannten Therapien und wird schon in den Schriften der Antike geschildert. Dabei wird unter einem Schröpfgefäß thermisch (durch Abkühlen erhitzter Luft) oder mechanisch (Pumpvorrichtung) ein Vakuum über der Haut erzeugt, auf der das Schröpfgefäß aufgesetzt wird, dadurch wird in der entsprechenden Haut Blut gestaut, es kommt zu einer kurzfristigen Schwellung und Rötung. Nach Absetzen des Schröpfgefäßes kann (selten) ein Hämatom übrig bleiben. Es handelt sich um eine Reiz-Reaktionstherapie über die Haut.

Unsere Forschungsgruppe an der Charité fragte sich vor einigen Jahren, ob Schröpfen auch nützlich bei Schmerzen und Funktionsstörungen bei Kniegelenksarthrose sein könnte. Hierbei werden in der normalen medizinischen Versorgung Schmerzmittel, Kortisonspritzen, Physiotherapie oder im fortgeschrittenen Falle auch der operative Gelenkersatz angewendet.

Als Partner für eine Studie konnten wir die Firma Hevatech gewinnen, die als schwäbischer Familienbetrieb moderne Schröpfgeräte herstellt und einen innovativen und flexiblen Schröpfkopf aus elastischem Kunststoff mit Silikonrand herstellt, der das gesamte Knie umfasst (s. Abbildung). Dieser wird über einen Schlauch an eine Pumpe angeschlossen, die pulsierend ein Vakuum über der Haut erzeugt (Pulsatile Schröpftherapie). In unserer randomisierten Studie mit 40 Patienten testeten wir dann die Therapie gegen eine Wartelistenkontrolle: Patienten wurden über 4 Wochen zweimal wöchentlich pulsatil geschröpft (Knie sowie zusätzlich unterer Rückenbereich), die Kontrollpatienten erhielten keine Therapie, beide Gruppen durften jedoch bei Bedarf Paracetamol als Schmerzmittel einnehmen.

Das Resultat war für unser Forschungsgruppe überraschend: Es zeigt sich eine deutliche und statistisch signifikante Schmerzlinderung, eine Funktionsverbesserung und eine Zunahme der körperlichen Lebensqualität bei den behandelten Patienten. Die Effekte schwächten sich nach Ende der Therapie etwas ab, aber auch nach 3 Monaten lag noch ein deutlicher Unterschied zu Gunsten der Therapie vor. Alle Patienten der Kontrollgruppe erhielten nach Ablauf der Studie die Therapie ebenfalls kostenfrei. Eine Limitation der Studie ist, dass nicht gegen eine aktive Therapie, z.B. Physiotherapie, verglichen wurde, so dass hier nicht klar ist, ob Schröpfen auch besser im Vergleich zu anderen Therapieangeboten ist.

Ein klarer Vorteil des Schröpfens ist die Therapiesicherheit, gefährliche Nebenwirkungen treten so gut wie nie auf, eine Schröpfbehandlung dauert nur 10 – 15 Minuten und kann sogar, nach entsprechender Einweisung, auch vom Patienten selbst durchgeführt werden. Mittlerweile gehört die Schröpftherapie bei Kniegelenksarthrose zu meiner Routinetherapie bei Kniegelenksarthrose.

Referenzen:

Publikation der Studie in der Fachzeitschrift BMC Complementary and Alternative Medicine

Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde Mitte (Termine zum Schröpfen)

Herstellerfirma Hevatech (Schröpfgerät + Schröpfköpfe)